Neue Zugangswege zur Stärkung der Selbsthilfe Demenz nach Corona

Ausgangslage:

Demenz als Erkrankung

Zum Ende des Jahres 2021 lebten in Deutschland fast 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Häufigste Demenzursache ist die Alzheimererkrankung. Im Jahr 2021 sind etwa 440.000 Menschen im Alter 65+ neu an einer Demenz erkrankt. Infolge des demographischen Wandels nimmt die Anzahl der Betroffenen weiter zu. Gelingt kein Durchbruch in Prävention oder Therapie, könnten nach aktuellen Schätzungen in Deutschland im Jahr 2050 bis zu 2,8 Millionen Menschen im Alter 65+ erkrankt sein.

In Thüringen leben derzeit etwa 54.000 Menschen mit einer Demenz. Damit ist es nach Sachsen und Sachsen-Anhalt das Bundesland mit der höchsten Anzahl mit Menschen mit einer Demenz. Viele dieser Menschen haben Angehörige. Ungefähr 2/3 der Betroffenen werden zu Hause durch ihre Partner, Kinder oder weitere Angehörige versorgt und gepflegt. Demenz betrifft somit nicht nur den Betroffenen, sondern auch die Familie und die gesamte Gesellschaft.

Selbsthilfeaktivitäten

Die Selbsthilfe ist für Betroffene und Angehörige eine wichtige Stütze, um sich mit anderen Betroffenen über Erfahrungen und die Krankheit auszutauschen. Derzeit gibt es in Thüringen 25 Gruppen für Angehörige, die entweder von (ehemaligen) pflegenden Angehörigen oder von Fachkräften in einer Pflegeeinrichtung geleitet werden. Dies ist eine Besonderheit, im Vergleich zu anderen Selbsthilfezusammenschlüssen. Doch durch die Art der Erkrankung ist es für (selbstbetroffenen) Menschen nur in der Anfangsphase möglich einer Selbsthilfegruppe beizutreten. Der Zugang zu einer Gruppe wird durch die topografische Beschaffenheit Thüringens (Flächenland) zusätzlich erschwert. Für die Angehörigen wird die Teilnahme(-möglichkeit) oftmals zu einer Herausforderung, da sie den zu Pflegenden (an Demenz erkrankten) Angehörigen versorgen und diesen nicht allein lassen können und wollen.

Die Selbsthilfegruppe ist zudem stark abhängig von ihrer Organisation und der Selbsthilfegruppenleitungen. Bereits vor Corona gab es die Tendenz, dass die vielmals schon betagten, aktiven Selbsthilfegruppenleiter (oftmals ehemalige Angehörige) Probleme hatten, Nachfolger*innen zu gewinnen. Durch Corona und die Einschränkung von persönlichen Treffen, die Dauer der Pandemie und das „Einschlafen“ von Selbsthilfe in dieser Zeit hat sich diese Tendenz extrem verstärkt.

Projektziel:

Bedarfserhebung und Evaluation

Die Alzheimer Gesellschaft Thüringen e.V. ist seit vielen Jahren sowohl für die Zielgruppe, als auch für die kommunale Ebene ein kompetenter Vernetzungspartner in den Bereichen: Beratung, Schulung und Öffentlichkeitsarbeit. Die Selbsthilfeaktivitäten im Bereich der Demenz sollen durch das von der AOK PLUS geförderte Projekt auf Landesebene stärker unterstützt werden und Netzwerke miteinander verknüpfen. In den kommenden zwei Projektjahren ist es das Ziel mit einer Bedarfserhebung ein aussagekräftiges Konzept- bzw. Angebot zu entwickeln. Dafür sollen auch die Zugänge zu den Selbsthilfeaktivitäten evaluiert und für die Zielgruppe vereinfacht werden. Weitere Fragen sind außerdem, wie in Thüringen für Angehörige, Pflegende und Betroffene die Selbsthilfe gestärkt werden kann. Hierbei steht neben der Wissensvermittlung, die Vermittlung von Hilfe- und Unterstützungsleistungen, ebenso die Gesundheit der Angehörigen an oberster Stelle.

Partizipativ entwickelte Ergebnisse

Die Bedarfe werden zum einen über Experteninterviews der landesweiten und kommunalen Akteure und zum anderen über Workshops und Interviews mit den Beteiligten der Selbsthilfegruppen erhoben. Das zu entwickelnde Konzept wird partizipativ mit der Zielgruppe erarbeitet und erprobt. Die Beteiligung der Zielgruppe soll sicherstellen, dass die Konzept- und Angebotserstellung auch zielgruppen- und bedarfsgerecht ausgestaltet ist. Dies ist wichtig, damit das erstellte Konzept in die vorhandenen Strukturen etabliert und verstetigt werden kann. Die Bedürfnisse und Anliegen der pflegenden Angehörigen und der Erkrankten als politisches Thema zu verdeutlichen, ist für die Alzheimer Gesellschaft Thüringen e.V. dabei ebenso von großer Bedeutung.

Bei Fragen und Anregungen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Ebenfalls können sich Interessierte bei jeweiligen Themen, wie z.B. Unterstützungsbedarf oder Hilfe beim Aufbau einer Selbsthilfegruppe direkt an die Projektkoordinatorin wenden.

Projektträger: Alzheimergesellschaft Thüringen e.V. Selbsthilfe Demenz, Pfeiffersgasse 13, 99084 Erfurt, Telefon: 0361/ 60 255 744
Projektlaufzeit: 01.02.2024 – 31.01.2026
Fördermittelgeber: AOK Plus

Kontakt

Anne-Katrin Olbrich
Alzheimer Gesellschaft Thüringen e.V.
Pfeiffersgasse 13
99084 Erfurt

Telefon: (0361) 65 88 89 80
Telefax: (0361) 60255746

E-Mail: anne-katrin.olbrich@alzheimer-thueringen.de